Eurasische Wirtschaftsunion plant digitale Agenda
Entwurf für zentrale Handlungsfelder kommt Ende 2017 / Von Olesja Hess
Die Eurasische Wirtschaftsunion (EAWU) sucht Anschluss in das digitale Zeitalter. Während wichtige Märkte wie VR China und USA hier schon weiter sind, besteht in der Union zwingend Handlungsbedarf. Seit 2016 arbeiten die Mitgliedsstaaten an einem gemeinsamen digitalen Raum. Ende 2017 soll das Konzept der digitalen Agenda fertiggestellt werden.
Der digitale Wandel stellt die Eurasische Wirtschaftsunion (EAWU) vor neue Herausforderungen. Die Mitgliedsstaaten sind für die Digitalisierung nicht optimal gerüstet. Doch das soll sich künftig ändern. Die Schaffung eines gemeinsamen digitalen Raums der EAWU bis 2025 ist das erklärte Ziel der Regierungen.
Die eigens eingerichtete Arbeitsgruppe erarbeitet seit 2016 zentrale Leitlinien der „Digitalen Agenda“. Schon im Dezember 2017 soll der Projektentwurf dem EAWU-Rat zur Prüfung vorliegen. Als zentrale Handlungsfelder skizziert die Union:
- digitale Transformation der Wirtschaftszweige und die branchenübergreifende Auswirkungen;
- digitale Transformation der Märkte für Waren und Dienstleistungen, der Finanz- und Arbeitsmärkte;
- digitale Transformation der Steuerungsvorgänge und Integrationsprozesse in der EAWU;
- Entwicklung der digitalen Infrastruktur.
Dabei muss eine ganze Reihe von Standards eingeführt werden in den Bereichen Cloud Services, Big Data, 5G-Technologie und anderen. Gleichzeitig müssen die rechtlichen Normen aktualisiert und harmonisiert sowie neue Standards geschaffen werden.
Erste Anwendungsbereiche für Digitalisierung
Im Rahmen der Digitalisierungsstrategie werden verschiedene Anwendungsbereiche diskutiert: Finanz- und Energiemärkte, Handel und E-Commerce, Transport und Logistik-Infrastruktur, Bildung und Ausbildung. Es sollen digitale Plattformen eingerichtet werden, die durchgängige Geschäftsprozesse erlauben, das heißt ein Monitoring der Abläufe vom Hersteller bis zum Konsument. Beispielsweise sollen Zertifikate (etwa Pflanzengesundheitszeugnisse), Genehmigungen und andere Informationen zum Produkt ersichtlich sein.
Darüber hinaus soll ein integriertes Informationssystem für die Landwirtschaft der fünf EAWU-Staaten geschaffen werden. Die dazugehörigen sieben Online-Datenbanken werden Informationen zu landwirtschaftlichen Nutzpflanzen, Zuchttieren, zur Forschung in der Landwirtschaft und Entwicklungsprognosen für die Agrarmärkte beinhalten.
Im Transportbereich sind digitale Verkehrskorridore geplant, die eine effizientere Zusammenarbeit zwischen Transportunternehmen und Zoll gewährleisten sollen.
Einige Projekte der eurasischen Integration werden bereits umgesetzt, so etwa das Single-Window-Konzept, die Markierung von Waren mit RFID-Chips oder das integrierte Informationssystem für den Außen- und Binnenhandel der EAWU.
Belarus im IKT-Ranking vorn
Hinsichtlich des IKT-Entwicklungsstands ihrer Mitgliedsstaaten hat die EAWU noch Luft nach oben. Im globalen IKT-Index der International Telecommunication Union (ITU) 2016 belegt Belarus Platz 31 von 175 Ländern. Im regionalen Vergleich ist das Land somit Spitzenreiter, gefolgt von Russland (43), Kasachstan (52), Armenien (71) und Kirgisistan (113). Der Index misst den Zugang und die Nutzung von Internet und Mobiltelefonen sowie die Kompetenz der Bevölkerung im Umgang mit den Technologien.
ICT Development Index 2016 für die Länder der Eurasischen Wirtschaftsunion
Mitgliedsland | Haushalte mit Internetzugang (in %) | Festnetzanschlüsse (pro 1.000 Einwohner) | Mobiltelefonanschlüsse (pro 1.000 Einwohner) | Internetnutzer (in %) |
---|---|---|---|---|
Belarus | 59,1 | 490 | 1.236 | 62,2 |
Kasachstan | 82,2 | 247 | 1.872 | 72,9 |
Russland | 72,1 | 257 | 1.600 | 73,4 |
Armenien | 56,2 | 184 | 1.152 | 58,3 |
Kirgisistan | 16,5 | 715 | 1.328 | 30,3 |