Harmonisierung des Transportwesens der EAWU steht vor Durchbruch
Bonn (GTAI) - Integration und Post-Corona-Ära: Um mit diesen Herausforderungen fertig zu werden, sollen die Verkehrswege der EAWU digitaler, effizienter und verlässlicher werden. / Von Viktor Ebel
Bis 2025 soll der gemeinsame Markt der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU) stehen, dazu gehört auch die Liberalisierung des Transportsektors. Die Verkehrsminister der Unionsstaaten einigten sich am 19. Februar 2021 auf einen Aktionsplan, der die Integrationsziele bis 2023 absteckt. Bei einem Treffen in Minsk am 9. April 2021 wurde das Vorhaben bekräftigt.
Viele Baustellen bis zum Erreichen des Ziels
Das Dokument sieht die Harmonisierung der Gesetzgebung in den EAWU-Mitgliedsländern vor, um die nationalen Märkte zu öffnen. Durch die Einführung von elektronischen Transportdokumenten, die Weiterentwicklung der Transportkorridore und den Aufbau von Logistikzentren soll das Gebiet der EAWU-Staaten für den Gütertransport interessanter werden. Hierbei wird verstärkt auf Sicherheit geachtet. Die Mechanismen zur Kontrolle von großen und schweren Fahrzeugen und von Gefahrgut genießen besondere Beachtung.
Integration wird an allen Fronten angegangen
Bei dem Treffen von Vertretern der Eurasischen Wirtschaftskommission mit dem Transportminister von Belarus, Aleksei Avramenko, kamen noch weitere Themen auf den Tisch. Es soll:
- ein Abkommen über Wasserverkehr in Kraft treten,
- ein Informationssystem für die Kontrolle des Straßenverkehrs an den Außengrenzen der EAWU installiert werden,
- der Straßentransport von Küste zu Küste liberalisiert werden,
- eingeführte Passierflugzeuge vom Importzoll befreit werden.
Eines der größten zusammenhängenden Verkehrsnetze
1,6 Millionen Kilometer Straßen, 108.000 Kilometer Schienen (davon 46 Prozent elektrifiziert) und 107.000 Kilometer nutzbare Wasserwege – das Verkehrsnetz der EAWU kann sich sehen lassen. Es verbessert den Lebensstandard der Bürger, da es Mobilität und freien Güterverkehr gewährleistet.
Auch für den internationalen Handel sind effiziente Verkehrswege elementar. Gleich mehrere internationale Transportkorridore – Neue Eurasische Kontinentalbrücke, Westeuropa-Westchina-Korridor, Nord-Süd-Korridor, Nordostpassage – durchqueren das Unionsterritorium und sind auf eine schnelle Abfertigung an den Grenzen, einheitliche Regeln und funktionierende Infrastruktur angewiesen.
Verbesserungen im Schienen-, Flug- und Schiffsverkehr
Das Hauptaugenmerk beim Schienenverkehr liegt auf der Digitalisierung, beispielsweise durch die Einführung von elektronischem Dokumentenmanagement. Damit wird die Bearbeitung der Fracht- und Zollpapiere beim Transport aus Drittländern wesentlich verbessert. Hinsichtlich der Luftfahrt ist geplant, die Beschränkungen für Personen- und Frachttransport abzubauen und somit gleiche Bedingungen für Fluglinien zu schaffen. Auf den Wasserwegen soll in Zukunft reger Verkehr herrschen, indem die Passage von Schiffen erleichtert und damit die Kapazitäten ausgeweitet werden.
Transportsektor trägt zur Erholung nach der Coronakrise bei
Der EAWU-Transportminister Emil Kaikiev betonte auch die Bedeutung der Verkehrswege für die wirtschaftliche Erholung nach der Coronakrise. Bei einem Treffen der Vereinten Nationen mit Vertretern zahlreicher Transportagenturen aus aller Welt sicherte der Minister ununterbrochenen Gütertransport zu. Auch der Personenverkehr innerhalb der EAWU per Flugzeug und Bahn wurde wiederaufgenommen. Durch die Entscheidungen werden Impulse für ein nachhaltiges Wachstum gesendet. Gerade für die ärmeren Mitgliedsländer Armenien und Kirgisistan ist die Wiederaufnahme der Verkehrverbindungen von großer Bedeutung. Arbeitsmigranten konnten im Zuge der Coronakrise nicht nach Russland einreisen, wodurch sich die prekäre finanzielle Situation vieler Menschen nochmals verschlechtert hatte.
Logistics Performance Index 2018
Land | LPI-Rang | LPI-Wert | Zoll | Infrastruktur | Zeitaufwand |
---|---|---|---|---|---|
Russische Föderation | 75 | 2,76 | 2,42 | 2,78 | 3,31 |
Belarus | 103 | 2,57 | 2,35 | 2,44 | 3,18 |
Kasachstan | 71 | 2,81 | 2,66 | 2,55 | 3,53 |
Kirgisistan | 108 | 2,55 | 2,75 | 2,38 | 2,94 |
Armenien | 92 | 2,61 | 2,57 | 2,48 | 2,90 |
Deutschland | 1 | 4,20 | 4,09 | 4,37 | 4,39 |
Mit dem LPI wird die Leistungsfähigkeit der Logistik in 160 Ländern auf einer Skala von eins (niedrig) bis fünf (hoch) beurteilt. Sechs Kategorien werden von Logistikdienstleistern weltweit bewertet. Der Datensatz wird alle zwei Jahre von der Weltbank veröffentlicht.
Quelle: Germany Trade & Invest