Erzeugerpreise für Industrieprodukte in der EAWU stark gestiegen
Bonn (GTAI) - Im November 2021 stiegen die Erzeugerpreise in der Industrie um fast 30 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. / Von Viktor Ebel
Laut den jüngst von der Eurasischen Wirtschaftskommission veröffentlichten Daten, sind die gestiegenen Indexwerte vor allem auf Preissteigerungen im Bergbau, der Rohstoffförderung und der Erzverarbeitung zurückzuführen. In diesem Industriezweig kletterten die Erzeugerpreise im November 2021 um über 60 Prozent zum Vorjahreszeitpunkt. Mit großem Abstand folgt das verarbeitende Gewerbe, bei dem im selben Zeitraum eine Zunahme um 23 Prozent beobachtet wurde.
Entwicklung der Erzeugerpreise in ausgewählten Industrien in der EAWU (November 2021; in Prozent)
Förderer von Öl und Gas haben am meisten mit steigenden Preisen zu kämpfen
Am stärksten betroffen sind Russland und Kasachstan, wo Bergbau, Rohstoffförderung und Erzverarbeitung im Jahr 2020 einen erheblichen Anteil an der Entstehung des Bruttoinlandsprodukts (Russland: 9,8 Prozent; Kasachstan: 29,6 Prozent) hatten. Die energieintensive Branche hatte im Jahr 2021 mit steigenden Strompreisen zu kämpfen. Das rief zuletzt sogar den russischen Ölriesen Rosneft auf den Plan: Das Unternehmen bat den föderalen Antimonopoldienst, den rapiden Anstieg der Strompreise zu prüfen.
Diese kamen zu dem Ergebnis, dass die Energiepreise im Sommer 2021 hauptsächlich stiegen, weil die Wirtschaft sich erholte und damit auch die Nachfrage nach Strom anzog. Gleichzeitig gab es Engpässe bei der Stromerzeugung aufgrund von Wartungsarbeiten an Kernkraftwerken und einem sinkenden Wasserkraftpotenzial infolge von niedrigen Wasserständen.
Entwicklung der Erzeugerpreise in den Ländern der EAWU (November 2021; in Prozent)
Deutschland und EU ebenfalls betroffen
Hierzulande stiegen die Erzeugerpreise im Oktober 2021 um 18,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, wie das Handelsblatt schreibt. Damit schneidet Deutschland ein wenig besser als die EAWU ab. Doch es täuscht nicht darüber hinweg, dass die Produzentenpreise ein Rekordhoch erreicht haben, welches selbst die Ölkrise von 1974 in den Schatten stellt. Neben den Energiepreisen haben sich in Deutschland auch die Kosten für Vorprodukte erhöht.
In der EU sind die Erzeugerpreise in der Industrie im selben Zeitraum um 21,7 Prozent gestiegen. Die höchsten Anstiege sind auf den Energiesektor zurückzuführen, wo die Preise um fast 60 Prozent anzogen. Am meisten bekamen dies Irland (+89,9 Prozent), Dänemark (+39,8 Prozent) und Belgien (+34,5 Prozent) zu spüren.
Produzentenpreise gelten als Frühindikator für die Entwicklung der Inflation
Die Inflation lag in Russland Ende des Jahres 2021 bei über 8 Prozent und damit weit über dem Ziel von 4 Prozent, so die russische Zentralbankchefin Elvira Nabiullina. Damit ist in Russland ein Rekordwert erreicht, wie die Seite lenta.ru meldet. Innerhalb der EAWU lag die Inflationsrate Ende des Jahres 2021 zumeist höher, so in Kirgisistan (11,5 Prozent), Belarus (10 Prozent) und Kasachstan (8,7 Prozent).
Quelle: Germany Trade & Invest